Nach wie vor herrscht ein großes Interesse, eine rege Diskussion und auch vermehrt Fragen, ob dieses Jahr wieder die LSBTIQ*-Ansprechstelle der Landespolizei auf dem von uns veranstalteten Straßenfest anwesend sein wird.
Wir möchten an dieser Stelle transparent machen, warum wir uns wofür entschieden haben.
Zuerst wollen wir auf unsere Aufgabe als Veranstalter des CSD-Straßenfests und auch als Vernetzungspartner der Community aufmerksam machen.
Wir als CSD Kiel Verein haben uns zur Aufgabe gemacht, einen wertungsfreien Raum für alle queerfreundlichen Personen und Institutionen zu bieten, damit ein reger Austausch und ein offenes Zusammensein ermöglicht wird. Wir wollen aus der Vergangenheit lernen und den Blick nach vorn richten.
Es ist uns aber überaus wichtig, Eure Eingaben, Anreize und auch Kritik ernst zu nehmen und alle Interessen in einen Konsens zu bringen.
Unser Verein und ein großer Teil der Community haben lange für die Einrichtung einer Vernetzungsstelle zwischen Community und Polizei gekämpft - mehr als 10 Jahre hat sich der Verein dafür eingesetzt. Die LSBTIQ*-Ansprechstelle ist ins Leben gerufen worden, um die Vergangenheit aufzuarbeiten, um Gewalt gegen Queer, ob nun von außen, von innen oder durch die Polizei anzuzeigen und aufzuarbeiten. Sie soll vor Allem auch nach innen wirken und die alten Strukturen aufbrechen.
Sie ist geschaffen worden, damit das Vertrauen wieder gewonnen werden kann. Es ist ein Zeichen, dass die Landespolizei auf die Vorwürfe und die Vergangenheit reagiert und auf die Community eingehen will. Sie ist besetzt mit queeren Personen und queer Allies, deren eigener Antrieb es ist, die Dinge im Inneren zu verändern.
Dass die Ansprechstelle für die Community wichtig ist, haben wir deutlich gemacht. Es handelt sich NICHT um die Institution Polizei. Sie haben grundsätzlich keine ordnungsrechtlichen Befugnisse. Ausnahme ist Gefahr in Verzug, also wenn eine Straftat droht.
Uns ist durchaus bewusst, dass die Ansprechstelle nicht als solche erkannt wird, sondern als Polizei - die Institution - an sich. Wir wissen, dass es ablehnende Haltungen in Teilen der Community gegenüber der „Polizei“ gibt. Diese ist auch durchaus nachvollziehbar, betrachtet man die Vielzahlt von queerfeindlicher Gewalt von Seiten der Polizei oder schlicht fehlender Hilfestellungen und Anlaufpunkten gegenüber queeren Menschen.
Wir haben uns also Gedanken gemacht, wie wir die völlig unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bekommen können und wie wir es schaffen, so niedrigschwellig wie möglich auch unsere Interessen und Aufgaben zu wahren.
Wir haben uns entschieden, der Ansprechstelle einen Platz zu geben.
Wir haben uns dieses Jahr für einen Standort entschieden, der möglichst abseits vom Straßenfest postiert ist. So können marginalisierte, traumatisierte und vulnerable Personen den Stand meiden, müssen ihn nicht passieren und können trotzdem alle anderen Stände besuchen. Auch Teilnehmende der Demo müssen den Stand nicht passieren. Wir denken, dass damit dem Interesse der Vermeidung des Kontaktes am besten Rechnung getragen ist.
Wir haben die Verantwortlichen der Ansprechstelle aufgefordert, die Vollmontur für unser Straßenfest abzulegen. Wir verlangen, dass die teilnehmenden Personen der Ansprechstelle nicht in vollständiger Uniform auftreten. Wir haben auch verlangt, dass eine möglichst neutrale Kleidung gewählt wird. Wir haben in zahlreichen Gesprächen unseren Standpunkt deutlich gemacht, dass wir für Euch und uns wünschen, dass so wenig Trigger- und Berührungspunkte wie möglich aufkommen.
Auch haben wir gefordert, dass die Ansprechstelle mit weniger Personen ihren Stand betreut und mit nur einem Fahrzeug präsent ist, so dass die Vor-Ort-Präsenz so gering wie möglich ist.
Wir hoffen, Ihr könnt unsere Gedanken nachvollziehen und bitten Euch, diese zu respektieren - genauso wie wir Euch und Eure Meinung respektieren. Wir sind auf eure Kritik eingegangen und denken, einen Kompromiss gefunden zu haben, der für alle akzeptabel ist.
Wir fordern also auch euch auf, nach vorn zu blicken und mit uns gemeinsam das sensible Thema anzugehen. Wir sind immer für Gespräche offen. Wir sind immer an Eurer konstruktiven und auch kritischen Meinung interessiert. Das schließt allerdings einen offenen, respektvollen Umgang ein. Wir begegnen Euch auch respektvoll und wertungsfrei. Wir wünschen uns das auch von Euch!
Und nochmals: Kritik an der Institution Polizei ist berechtigt und notwendig! Nutzt daher die Möglichkeit des Austausches und kommt ins Gespräch.
- Wir freuen uns auf ein buntes und friedliches Straßenfest mit Euch unter dem Regenbogen!
Euer CSD Kiel e.V.